Nicht ganz gering ist die mediale Verwunderung darüber, dass diese mörderische Bande ihre Taten nicht schon längst durch „Bekennerschreiben“ oder Ähnliches an die „große Glocke“ gehängt hat. Die jetzt erst aufgetauchten Videos machen eher einen dubiosen Eindruck. Hätte man es mit einer isolierten Gruppe des klassischen Neonazi-Typs zu tun, wäre weit mehr Gier nach Aufmerksamkeit zu vermuten gewesen, denn die Untaten wurden medial ja allgemein als Taten innerhalb der betreffenden Communities dargestellt (womit auch fraglos ein beabsichtigter Zweck erreicht wurde). Der Mangel an „Publizitäts“-Bemühungen deutet darauf hin, dass es Hintermänner geben könnte, die den Tätern das Gefühl überragender Wichtigkeit vermittelt haben könnten und ihren Bedeutungsdrang befriedigten.
Beate Zschäpe, so wird angekündigt, will „auspacken“ (wenn sie sich denn nicht vorher in der Zelle „selbst“ erhängt). So kann man vermuten, dass sie nicht, wie ihre Komplizen „Selbstmord“ verüben wollte. Für jemanden, der letztlich auf die Kronzeugen-Regelung setzt, ist es aber ungewöhnlich, vorher durch Sprengung der Mörder-Residenz viele Beweismittel zu vernichten. Dies deutet darauf hin, dass sie den langen Arm von Hintermännern fürchtet und nur mit der Geschichte der isolierten Gruppe aufwarten wird.
Die deutschen „Dienste“
Die Geschichte der deutschen Geheimdienste leitet sich aus der Übernahme krudester Nazis insbesondere durch die US-Amerikaner nach dem 2. Weltkrieg her. So entstand der Bundesnachrichtendienst aus der „Organisation Gehlen“ (1), die aus der Übernahme der Organisation „Fremde Heere Ost“ des Generals Gehlen entstand. Auch die NATO Geheimarmeen in Europa („Nato-Geheimarmeen in Europe, Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung“ von Dr. Daniele Ganser (Orell Füssli Verlag Zürich ISBN 978-3-280-06106-0), auch als „Gladio“ bezeichnet (2), sammelten überall Faschisten und Nazis ein, die nicht nur glühender Antikommunismus, sondern genereller Hass auf alles Linke einte. Für viele Täter verwirklichte sich Hermann Görings Hoffnung (die nur bezogen auf ihn selbst trog), mit den Amerikanern „ins Geschäft“ zu kommen, da man „gegen den Kommunismus gebraucht“ würde. Dies war das sozial-psychologische Paradigma, unter dem die „Dienste“ fröhlich „Restauration“ betrieben.
insgesamt stellt sich die Entwicklung NATO Geheimarmeen in der Nachkriegszeit von der durch Himmler ins Leben gerufenen „Werwolf-Organisation“ (3) inspiriert dar, die nach einer Besatzung durch die Alliierten Angst und Schrecken verbreiten sollte. So ist es auffällig, dass diese trotz allen Fanatismus´ ihrer Schöpfer und Organisatoren wie ihrer Mitglieder nach Kriegsende zumindest in den Westzonen praktisch nicht in Erscheinung trat. Dies legt den Verdacht nahe, dass, obwohl auch Himmler selbst nicht mit den Amerikanern „ins Geschäft“ kommen konnte, vielleicht schon dieses Netzwerk frühzeitig von den US-Diensten übernommen und „integriert“ worden sein könnte. Es scheint als „Blaupause“ für Gladio & Co sehr glaubwürdig.
In diesem Zusammenhang muss auch daran erinnert werden, dass sich auch ausgewiesene Funktionsträger des Nazi-Regimes, wie Adenauers Kanzleramtsminister, Hans Globke (4), an wichtigen Stellen dieser Entwicklung durchaus „förderlich“ waren. Dabei war es wichtig in der „Nutzbarmachung“, dass zum Beispiel dumpfer Antijudaismus unter Kontrolle gehalten wurde. Das wurde kompensiert dadurch, dass man allen Hass auf „Links“ fokussierte. Es blieb natürlich weiterhin ein Anliegen der „isolierten“ Rechtsextremisten, durch viele widerliche Taten ihren dumpfen Antijudaismus auszutoben. Da mag auch manchem deutschen Funktionsträger einfach aus der deutschen „Staatsraison“ heraus die „Einbindung“ und „Anbindung“ Rechtsextremer als sehr nützlich erschienen sein. Wie sehr konservative Politiker der extremen Rechten zu neigen, zeigen immer wieder Berichte über ihre Teilnahme an rechtsextremen Veranstaltungen (5). Zur weiteren Motivation der Mächtigen siehe http://tinyurl.com/dxbmtwl. Dabei sind offenbar auch Taten, die von vornherein „isoliertem“ Rechtsextremismus zugeschrieben werden, durchaus „genehm“, wie beim Oktoberfestattentat (6). Auch dort wurde versucht, einen Isolierten Täter „aufzubauen“ (7).
Gänzlich stutzig wird man, wenn nun sogar Mainstream-Medien offenbaren, dass anscheinend ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes an mehreren Tatorten der Mordbande „in der Nähe“ war (8). Das „Dunkelfeld“ der Verquickung der Dienste mit der rechtsextremen Szene wird nun an der einen oder andern Stelle ein wenig beleuchtet.
Die „neuen“ Rechtsextremen
Die jüngere westliche Entwicklung „erlaubt“ nun wieder einen breiten Antisemitismus gegen die Mehrheit der Semiten, die Araber, und darüberhinaus gegen Moslems im Allgemeinen. Der militante Zionismus wird von den neuen Rechtsextremen als strategischer Verbündeter gesehen, wie die Gruselschrift des norwegischen Massenmörder Breivick aufs eindringlichste beweist. Diesem „Paradigmenwechsel“ folgen auch die Untaten der „Zwickauer Zelle“, die sich nach bisheriger Erkenntnis mit Ausnahme des griechischen Opfers ausschließlich gegen Muslime richtete. Dieses wäre ein weiteres Indiz, dass es sich in ihrem Falle nicht um die klassischen isolierten Neonazis handelt.
Dabei fliegt einen der Gedanke an, ob, wenn Teile der „neuen“ Neonazis den militanten Zionismus als strategischen Verbündeten ansehen, nicht andererseits militante zionistische Organisationen ähnlich denken könnten. Jedenfalls gibt es schon zionistische Strömungen, die mit den britischen Neofaschisten der „English Defence League“ turteln (9). Hardcore Zionisten könnten auch durchaus nicht davon gestört sein, wenn in der Gesellschaft Deutschlands spektakuläre Fälle von Fremdenhass ruchbar werden, da der Großteil der deutschen politischen Klasse solchen Geschehnissen meist mit noch vehementerer Unterstützung der rassistischen und kolonialistischen Politik Israels „begegnet“.
Aufklärung ist nötig, wird aber schwer behindert werden
So sehr, wie es jedem demokratischen, gerecht denkenden und antirassistisch gesonnenen Menschen am Herzen liegt, Aufklärung zu fordern, muss man mit schwerster Behinderung der Aufklärung der Hintergründe rechnen. Sollten diese Untaten mit den Nachfolgestrukturen von „Gladio“ zu tun haben, werden die „staatstragenden Kräfte“ alles Erdenkliche tun, um die Wahrheit zu unterdrücken, Das ganze „Transatlantische Gebäude“ stünde gegebenenfalls vor dem Zusammenbruch, denn erhebliche Teile der Bevölkerung wären ob der Erkenntnis der „eingeschränkten Souveränität“ äußerst befremdet. Dabei sei nicht verschwiegen, dass man auch in allen Parteien Gutgläubige voraussetzen kann, die sich einfach den Sumpf nicht vorstellen können, in dem nach dem Krieg in dieser Gesellschaft Rassismus und Menschenfeindlichkeit sowie Hass auf gerechte linke Konzepte überlebt haben.
Es gibt wohl auch nur wenige Medien, die den Mut haben, tief nach der Wahrheit zu schürfen, eines davon ist die Junge Welt (10).
Andreas Schlüter
Fußnoten:
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Gehlen
(2) http://www.youtube.com/watch?v=l6QWDQhqugY&NR=1
(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Werwolf_(Freisch%C3%A4rlerbewegung)
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Globke
(5) http://www.youtube.com/watch?v=mnJGxOdfu2A&feature=player_embedded
(6) http://de.wikipedia.org/wiki/Oktoberfestattentat
(7) http://www.youtube.com/watch?v=-5-_iKgZGVw
(8) http://www.gmx.net/themen/nachrichten/panorama/668f5v2-mord-unter-beamtenaufsicht
(9) http://www.wsws.org/de/2011/mar2011/brit-m09.shtml
(10) http://www.jungewelt.de/2011/11-14/057.php
Weitere Links zum Thema:
https://wipokuli.wordpress.com/2011/07/28/ein-bedeutender-teil-der-terror-geschichte/
https://wipokuli.wordpress.com/2011/11/12/%e2%80%9egladio%e2%80%9c-eine-%e2%80%9euntote%e2%80%9c-organisation/
https://wipokuli.wordpress.com/2011/02/14/nachschlag-zu-waren-wir-die-guten-pulver-kurt-nur-ein-spinner/
https://wipokuli.wordpress.com/2011/07/23/norwegen-shock-and-awe/