Mit ‘Antijudaismus’ getaggte Beiträge

Angesichts der widerlichen Diffamierungskampagne durch die „bürgerlichen“ Parteien, die weit ab von jedem bürgerlichen „Ehrencodex“ operieren, sowie durch die Kommerz-regierte Mainstream-Presse, die der LINKEn in unverfrorener Weise Antisemitismus unterstellte, war sicher grundsätzlich sowohl eine Reaktion des Bundesvorstandes wie der Bundestagsfraktion unumgänglich.

Hätten wir im Umfeld unserer Führungsgremien mehr historische Expertise, und hätten wir nach der sicher schwierigen Überlebensphase linker Politik wieder mehr Rückgrat und Selbstvertrauen entwickelt, anstatt Geschmack und Sehnsucht nach Ämtern, Funktionen und Koalitionen, dann hätten die Beschlüsse aber auch anders aussehen können. Eine unserer wichtigen Aufgaben im gesellschaftlich-politischen Feld ist nämlich insbesondere die, Aufklärung zu betreiben und die Hintergründe der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen aufzuzeigen.

Ein Beschluss von Bundesvorstand und Bundestagsfraktion hätte demzufolge so aussehen können

Der Bundesvorstand DIE LINKE / die Bundestagsfraktion DIE LINKE beschließt:

Wir verurteilen aufs Schärfste alle gesellschaftlichen Erscheinungen des Rassismus, des Chauvinismus´, des Ethnozentrismus´ und des blinden Nationalismus´! Wir verurteilen jede Form der Pauschalisierung und der Zuordnung von kritikwürdig erscheinenden Verhaltensweisen zu Abstammung und Herkunft. Derartiges hat in unserer Partei keinen Platz, es steht in direktem Widerspruch zu jeder realen linken Gesinnung.

Wir verurteilen ebenso alle Versuche, den realen, in Teilen der Gesellschaft weiterbestehenden speziellen Antisemitismus in Form des Antijudaismus zu banalisieren, indem mit ekelerregenden falschen Anschuldigungen operiert wird. Wer so verfährt, beweist, dass das Anliegen ein vorgeschobenes ist. Wer dieses tut, leistet aber auch der Stärkung dieser unseligen Haltungen durch indirekte Verharmlosung Vorschub.

Insbesondere aus den grauenvollen Verbrechen in der Deutschen Geschichte ergibt sich eine ungebrochene Verantwortung, derartige menschenfeindliche und Leid erzeugende Haltungen nicht zu dulden. Selbstverständlich sieht sich DIE LINKE als deutsche Partei in dieser Verantwortung.

Wir sind aber auch gegen jede allgemeine Form des Antisemitismus, und die Mehrzahl der Semiten sind Araber. Wir haben den Eindruck, dass der gegen Araber gerichtete Antisemitismus in gefährlichem Maße „hoffähig“ wird. Es sei daran erinnert, wie sehr in Spanien nach der Reconquista der allgemeine Antisemitismus (gegen Araber und Mauren sowie die Juden) in der Folge den europäischen Antijudaismus mit befeuert hat.

Wir sind als DIE LINKE selbstverständlich auch gegen jede Form von Kolonialismus und der Apartheid-Politik. Wir sind der festen Überzeugung, dass das Völkerrecht und die Grundsätze der UN ein wichtiges Mittel zu mehr Frieden und Gerechtigkeit in der Welt sind. So stehen wir entschlossen für diese Grundsätze ein. Es kann kein Recht nach zweierlei Maß geben. Kein Staat hat das Recht, sich ungestraft und von anderen Staaten darin unterstützt über diese Grundlagen zu erheben. Zu den Staaten, die diese Grundsätze oft verletzen, gehört leider auch Israel, zum Nachteil und schweren Leid der Palästinenser, die seit 1967 unter dem Joch der Besatzung leben. Das Völkerrecht und diverse UN-Resolutionen sehen aber die Existenz eines palästinensischen Staates, bestehend aus dem Gaza-Streifen, dem Westjordanland und Ostjerusalem neben Israel (in den Grenzen von 1967) vor.

Nach allem Anschein wäre die Existenz zweier Staaten, Israel und Palästina, im Interesse der überwiegenden Mehrheit der beteiligten Völker. Dies wird als die „Zwei-Staaten-Lösung“ bezeichnet. Dabei ist es ausschließlich die Sache der Beteiligten Staaten, sich über einen etwaigen Gebietsaustausch zu einigen. Seit geraumer Zeit ist aber offenbar, dass die israelische Regierung diese Lösung nach Kräften torpediert und lediglich einen „Vatikan-Staat“ für die Palästinenser oder „Bantustans“ für die Palästinenser zu akzeptieren bereit ist. Damit würde die Zwei-Staaten-Lösung“ zugunsten der überaus konfliktträchtigen „Ein-Staat-Lösung“ verhindert.

Das Völkerrecht untersagt ebenso, dass das Potential der besetzten Gebiete durch den Okkupanten genutzt wird, und verbietet den Handel mit derart geraubten Gütern. Ebenso ist nach dem Völkerrecht die Blockade, wie Israel sie über den Gazastreifen verhängt, rechtswidrig. Angriffe auf Hilfskonvois sind in internationalen Gewässern ein Akt der Piraterie, in den zum Gazastreifen gehörenden Gewässern aber auch noch völkerrechtswidrig und werden von uns verurteilt. Wir sind solidarisch mit Aktionen, die der bedrängten und entrechteten Bevölkerung des Gazastreifens Hilfe zu leisten suchen.

Wir halten aber auch Israel nicht für den allein schuldigen Teil in dieser Entwicklung. Der Schwanz wedelt nicht mit dem Hund! Westliche imperiale Politik, voran die der USA, hat Israel in einem gefährlichen Weg bestärkt, ja zu völkerrechtswidriger Politik konditioniert. Auch europäische Länder einschließlich unserem eigenen, haben an dieser unseligen Entwicklung mitgewirkt.

Eine weitere Gefahr ergibt sich aus dem schamlosen Versuch der israelischen Regierungen und anderer Kreise der politischen Klasse dort, die Judenheit insgesamt für ihr rechtlich und politisch verwerfliches und gefährliches Tun zu vereinnahmen. Damit wird ein völlig falscher und hoch gefährlicher Eindruck erzeugt. Viele Jüdinnen und Juden wehren sich zunehmend vehement gegen den Missbrauch des Shoa-Andenkens. Sie kritisieren diese Entwicklung aufs Schärfste und rufen der israelischen Regierung und ihren Helfern immer wieder zu: nicht in unserem Namen! Auch an der Seite dieser aufrechten und tapferen Menschen ist als DIE LINKE unser Platz!

 

 Leider nur Fiktion! Die Realität lässt eher an die Karikatur von A. Paul Weber zur massenweisen Entfernung des Rückgrats denken!

Andreas Schlüter

Wieder zeigt sich, dass eine der Funktionen des Nahostkonflikts für das Imperium das Arbeiten an der Zerstörung linker, antiimperialistischer und antirassistischer Bewegungen ist. Dabei spielen auch immer jeweilige 5. Kolonnen eine Rolle. Zum Thema hier eine kleine Sammlung von Links, weit entfernt von jeder Vollständigkeit:

http://www.jungewelt.de/2011/06-11/049.php

http://www.jungewelt.de/2011/06-11/050.php

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1477650/

http://www.palaestina-portal.eu/Stimmen_deutsch/APELL_parteivorstand_der_linken_fairplay_fuer_palaestina.htm

http://www.alternativenews.org/english/index.php/blogs/michael-warschawski/3657-solidarity-with-palestinians-and-anti-semitism

https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2011/01-14/054.php

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,767837,00.html

http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0811_israelkritik.htm

http://www.palaestina-portal.eu/kampagnenjournalismus_hasbara_jagd_auf_die_linke.htm#11.6.2011

http://paper.li/Gegenstrom/1306971938?utm_source=subscription&utm_medium=email&utm_campaign=paper_sub

 Andreas Schlüter

Zu Israels Bedeutung für die USA

Die Theorie des Verrückten

Auf Nixon und Kissinger geht ein Konzept zurück, die “Madman Theory“ (Theorie des Verrückten), die Chomsky in seinem Buch “Hybris, die endgültige Sicherung der globalen Vormachtstellung der USA“ (Hamburg 2003, S 261 f) beschreibt. Diese Theorie besagt, dass es von Vorteil sein könne, wenn sich ein Staat als unberechenbar und gewalttätig zeigen würde (bei anderen Staaten spricht man dann von “Schurkenstaaten“). Die Theorie fand auch ihren Niederschlag in einer Studie der US-amerikanischen Strategischen Kommandozentrale von 1995, die vorschlug, dass die USA sich nicht als >>allzu rational und kaltblütig<< präsentieren sollte. >>Dass die USA irrational und rachsüchtig werden können, wenn man vitale Interessen angreift, sollte Teil des nationalen Persönlichkeitsbilds sein, das wir von uns entwerfen.<< zitiert Chomsky (a.a.O.).

Nun ist dies ein Papier der Strategen, aber Politiker sind auf vielfältige Aspekte wie auch der Diplomatie und des demokratischen Scheins angewiesen. Fraglos möchte sich auch die Mehrheit der Amerikaner nicht als “irrational und rachsüchtig“ präsentiert sehen. Da liegt es nahe, die Theorie des “Verrückten“ zu einer Theorie des “durchgeknallten Kampfhundes“ umzuarbeiten, das sein Herrchen nur bedingt unter Kontrolle hat und dessen Leine reißen könnte. Genau dazu haben die USA nun Israel entwickelt und selbst die Stellvertreterregime im Nahen Osten müssen sich mächtig gut mit Washington stellen, damit das Herrchen auch genügend Anstrengungen unternimmt, um die Leine nicht loszulassen, denn der Monsterhund kann recht wild um sich beißen.

Die Theorie vom verrückten Kampfhund

Tatsächlich haben die USA Israel diese Rolle schon 1967 im Sechstagekrieg “auf den Leib geschrieben“, und zwar in einer zynischen Weise, die selbst das Leben eigener Soldaten für nicht viel Wert erachtete. Während des Sechstagekrieges hatten die USA vor der ägyptisch-israelischen Küste ein Schiff mit modernster Aufklärungs-Elektronik, die USS “Liberty“, und eine Lokeed Hercules C 130 im Einsatz.  Dann griffen 15 israelische Jagdflugzeuge das Schiff an, zerschossen sogar noch die Rettungsboote in dem Vorsatz, niemanden entkommen zu lassen, was ihnen aber nicht gelang. Sie mussten sich mit 34 toten Amerikanern und 172 Verletzten “begnügen“. Den Verantwortlichen in Amerika gefiel allerdings der Auftritt des “tollen Hundes“ so gut, dass die Beweise vertuscht wurden und man sich gemeinsam – nach einer Entschädigung von 3.323.500 $ seitens Israels – mit der gemeinsamen Deutung, die Israelis hätten die “Liberty“ mit einem ägyptischen Schiff verwechselt, aus der Affäre zog. Es wird der Verdacht geäußert, dass die USS Liberty Zeuge von Massakern an ägyptischen Kriegsgefangenen durch die Israelis geworden sei. Aber warum dann die komplette Vertuschung? So handelt die Macht in den USA nur, wenn sie sich davon einen strategischen Vorteil verspricht. Es gibt auch die Deutung, dass man den Angriff bei Versenkung der Liberty als angeblichen Angriff Ägyptens ausgeben wollte, um einen Vorwand für die Bombardierung Kairos zu haben (https://www.youtube.com/watch?v=vDR5dfgRhtI ).

Die grauenhafte Wirkung

Oftmals entsteht in der Öffentlichkeit aber das Bild, als sei Israel der Schwanz, der mit dem Hund Amerika wedeln würde. Da Menschen nun andrerseits an solche Verhältnisse auch nicht recht glauben möchten, herrscht Erklärungsnot. Gefährliche Modelle bieten sich an, die demjenigen, der dumpfe Vorurteile hasst, Sorge bereiten müssen. Natürlich sind Menschen, die nicht frei von Dumpf-Denke sind, geneigt den Unfug zu glauben, „die Juden regieren die Welt“. Es speist weiteren Antijudaismus.

„Wem nützt es?“, ist die alte Kriminalisten-Frage. Natürlich der Kapitalmacht, wie bei den Nazis. Nicht von ungefähr war Henry Ford praktizierender Antisemit, der sich auch mit eigenen Schmähschriften „hervortat“. Nun kann es keine Frage sein, das Personal, das die Superreichen der USA ausmacht, sind superreiche weiße angelsächsische Protestanten (White Anglosaxon Protestants = WASPs). Die freuen sich, wenn die dumpfe „Volksdenke“ solche Bilder entwickelt. Aber sie haben ein tolles neues Konzept. Sie steuern nicht direkt Antijudaismus bei, sondern nehmen die Juden in eine tödliche Umarmung, indem sie Schreihälse des Hardcore-Zionismus pushen und ihnen medial jüdische Unterstützung zutreiben. Gleichzeitig pushen sie Antisemitismus im Sinne des Hasses auf die Mehrheit der Semiten, die Araber. Allerdings freuen sich nicht nur die superreichen WASPs über wachsenden Antijudaismus, sondern es gibt Anzeichen dafür, dass auch Hardcore-Zionisten solche Dinge nicht ungern sehen, wie es eine interessante Analyse von Ralf Schoemann nahelegt: http://www.marxists.de/middleast/schoenman/ch06.htm .

Die Image-Wende in der US-Außenpolitik

Nun hat aber die Macht im Imperium entschieden, dass ihre Politik ein neues Gesicht bekommen sollte. Der Auserwählte, Barack Obama, dem ich durchaus unterstellen will, dass er selbst auch die Dinge ein wenig ändern wollte, wird sich erst nach und nach des vollen Umfangs der Fäden, an denen er hängt, bewusst. Hin und wieder erinnert man ihn ein wenig daran, wie unlängst, als das Flugzeug mit seiner Frau an Bord die Landung abbrechen musste, weil ein Militärfahrzeug (sic) auf der Landebahn stand.

Jedenfalls ist der Haupt-Slogan jetzt nicht mehr „Krieg gegen den Terror“, das ist mit Bin Ladens „Tod“, egal ob wirklich oder Fake, „abgeschlossen“, die neue Entwicklung im Nahen Osten fängt man am Besten mit „Kampf für die Demokratie“ ein, was allerdings schon jetzt in „Bomben für die Demokratie“ ausartet. Das Spektakel, das sich zwischen den Adepten des Imperiums der alten Rassistenschule und den neuen Adepten vermeintlicher „Softpower“ abspielt, ist den Mächtigen recht, hält es doch viele gutwillige und gerechtigkeitsliebende Amerikaner in den Fängen der Macht. So, wie in vielen afrikanischen Ländern Menschen auf den Straßen bei der Wahl Obamas tanzten, sind auch noch viele Amerikaner bereit, sich um „ihren“ Präsidenten zu scharren, weil dem Mythos, er sei der „mächtigste Mann der Welt“ aufsitzen, und nicht sehen können, dass er nur der „prächtigste Mann der Welt“ ist, „im Amt“, aber nicht „an der Macht“!

Dass die reale Politik, die die Macht betreibt, in Wirklichkeit unverändert ist, können leider im Westen nur Menschen mit sehr scharfen analytischem Werkzeug sehen, viele Menschen in der übrigen Welt sind da viel instinktsicherer.

Paradigmenwechsel auch bei den Werkzeugen?

Ob die Macht im Imperium auch einen Paradigmenwechsel nicht nur hinsichtlich ihrer Präsentation sondern auch hinsichtlich ihrer Werkzeuge plant, scheint mir sehr zweifelhaft. Zwar hat die Rede Obamas zum Nahen Osten bei oberflächlichen Ohren etwas Derartiges als Erwartung genährt, aber erstens ist der Kampfhund nun mittlerweile auch fürs Herrchen etwas schwer an die Leine zu legen, und zweitens erfüllt das Nahostspektakel viele Zwecke, ist multifunktional! Über diese verschiedenen Funktionen wird demnächst berichtet.

Andreas Schlüter

Zur herrschenden Klasse in den USA:

https://wipokuli.wordpress.com/2011/04/24/allmacht-usa-und-kein-ende-1-folge/