Minister Müller, die “G20 Afrika-Konferenz” und Paul Kagame: brennende Fragen

Veröffentlicht: Juni 20, 2017 in Politik, Wissenschaft
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Der Bundesminister für wirtschaftliche_Zusammenarbeit_und_Entwicklung, Gerd Müller warnt laut GMX vor einer afrikanischen Fluchtkrise, die 100 Millionen Menschen nach Europa treiben könnte. Er führt dieses besorgniserregende Szenario auf den verschärften Klimawandel zurück. Nun findet unbestreitbar eine deutliche Erderwärmung statt, auch, wenn es durchaus Klimaskeptiker gibt, die zumindest den menschlichen Anteil daran für gering achten. Die wissenschaftliche Mehrheit sieht die fossile Energiewirtschaft, die vor Allem in den hochindustrialisierten Ländern betrieben wird, allerdings als eine der wesentlichen Ursachen an. Aber der Bundesminister verschweigt leider dabei wohl noch viel gravierendere Ursachen für die Fluchtbewegungen aus Afrika. Und damit steht er nicht alleine.

Die “G20 Afrika-Konferenz” im Nebel?

Im Zusammenhang mit dem anstehenden G20 Treffen in Hamburg fand am 12. und 13. Juni in Berlin die “G20_Afrika-Konferenz” unter Teilnahme einer ganzen Reihe afrikanischer Präsidenten statt. Es sollte hier um “Partnerschaft” gehen. Es bedarf einer umfänglichen Betrachtung des Verhältnisses zwischen Afrika und dem Westen – um dieses Verhältnis ging es bei dem von Deutschlands G20 Vorsitz aus organisierten Treffen ja in erster Linie, um zu ermessen, was es mit “Partnerschaft” auf sich hat. Erst dann wird wohl begreiflich, warum viele Ursachen der anhaltenden Krise Afrikas wohl nicht wirklich angesprochen wurden. Wenn die “Berliner Zeitung” titelte “Demokratie_steht_nicht_an_erster_Stelle”, kann man wohl angesichts der brennenden Probleme Afrikas damit leben, zumal oft genug diese angeblich durch Bomben herbeigeführt werden sollte. Man sollte ja auch nicht vergessen, dass der Westen sich den größeren Teil seiner Geschichte wirtschaftlich ohne Anwesenheit umfänglicher Demokratie entwickelt hat. Entscheidender ist wohl die Rolle des Westens in eben der Entwicklung Afrikas. Dabei ist natürlich Frieden eine wichtige Grundlage von Entwicklung. Und, ob da die Rede_von_Merkel die Sache getroffen hat, erscheint doch sehr fraglich.

Wenn die Kanzlerin sagte, “Wir müssen uns stärker auf die jeweilige eigene wirtschaftliche Entwicklung der Länder fokussieren”, fragt man sich, ob das nicht angeblich seit Jahrzehnten die Maxime der “Entwicklungszusammenarbeit” gewesen sein soll? Die Wahrheit ist aber, dass alle Länder, die sich wirtschaftlich, also auch industriell entwickelt haben, dies zumindest über einen erheblichen Zeitraum verbunden mit einem gewissen Protektionismus getan haben. Die für große Teile der Welt erzwungene “Freihandels-Religion” steht dem diametral entgegen. Hinzu kommt die weitgehende Befreiung der Kapitalströme. So ist die Entwicklung einer Binnenwirtschaft, die es auch braucht, um im Welthandel erfogreich zu sein, kaum zu gewährleisten.

Die Rede_von_Niema_Movassat, MdB der LINKEn, im Bundestag war da wohl prophetisch.

Was der Minister und die Afrika-Konferenz zu den Fluchtursachen verschweigen

Viele Menschen reden vom “nachkolonialen Zeitalter”, aber ob dieser Begriff berechtigt ist, erscheint bei genauer Betrachtung mehr als fraglich.

US_AFRICOM breitet sich sozusagen krakenartig in Afrika aus. Unter US-Führung kämpft die NATO gegen “den Terror”, der insbesondere vom “Islamischen Staat” und seinen Ablegern kommt. Überall präsentieren die USA und ihre Verbündeten sich als “Feuerwehr_in_Afrika”. Es wird aber immer deutlicher, wie sehr die USA und Verbündete den islamistischen_Terrorismus unterstützen. Es liegt also der Verdacht nahe, dass der Westen einschließlich Deutschlands – das zwar nicht in vorderster Reihe beteiligt ist, aber immer wieder Hilfsdienste leistet – nicht Fluchtursachen bekämpft, sondern diese mit schafft!

Eine besondere Rolle dabei spielt Frankreich, das lange Zeit einen eigenständigen (Neo)-Kolonialismus betrieb, sich aber nun weitgehend in die US-Strategie eingefügt hat. Zum “Dank” dafür darf es seine ehemaligen Kolonien weiter aussaugen. Dies geschieht durch das CFA_Franc System, das das Finanzsystem dieser Länder völlig in Frankreichs Hände legt.

Man lese die Worte des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Sarkozy in einem Interview:

Frankreich kann seinen früheren Kolonien nicht erlauben, ihre eigene Währung zu schaffen, um die totale Kontrolle über ihre Zentralbanken zu haben. Sollte das geschehen, wäre es eine Katastrophe für das (französische) Finanzsystem, die Frankreich auf Platz 20 in der Weltwirtschaft verweisen würde. Daher ist kommt es nicht infage, dass Frankreich seine (ehemaligen) Kolonien in Afrika ihre eigene Währung haben lässt.“

Übersetzung durch WiPoKuLi aus:

https://off-guardian.org/2017/05/25/nicolas-sarkozy-no-way-to-let-the-french-colonies-of-africa-have-their-own-currencies/

Daher wohl hat Frankreich tatkräftig den USA geholfen, die Libyen_kaputtgemacht haben, was einen Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer mit Tausenden von Toten verursacht hat. Ein wesentliches Motiv für dieses Menschheitsverbrechen lag darin, dass von Libyen der Versuch ausging, Afrika eine Goldwährung zu geben. Zu dieser Aktion ist die US-Regierung von einer Frau gebracht worden: Hillary Clinton! Ihre schamlosen Worte nach der Untat waren über Gaddafi: “Wir kamen, wir sahen, er starb! Hahaha!”.

kagame-merkel

Paul Kagame, ein besonderes “Symbol der Zusammenarbeit”?

Prominenter” Teilnehmer der Konferenz war der ruandische Präsident Paul Kagame, der eine Rede hielt. Medial muss der Mann als besonderes “Symbol der Zusammenarbeit” zwischen dem Westen und Afrika angesehen werden. Ist er das vielleicht in ganz anderer Weise, als es dargestellt wird?

Paul Kagame und seine RPF (Ruandische Patriotische Front) wurden im Westen seit 1994 als “Befreier Ruandas” und als “Retter der Tutsi” gefeiert. Das durch Kagame und seine Bewegung mit ihrem Angriffskrieg auf Ruanda erzeugte Drama des Landes wurde medial zum “systematischen Genozid” an der Tutsi-Minderheit Ruandas erklärt.

Die Geschichte ist allerdings keineswegs unwidersprochen, was ziemlich umfänglich in den Medien verschwiegen wird. Eine bedeutende Rolle im deutschsprachigen Raum in der Aufarbeitung hatte dabei Dr. Helmut Strizek, insbesondere mit seinem Buch “Clinton am Kivusee” (SOLON-line). Man könnte mit Fug und Recht zur medialen Verdrehung der Geschichte Ruandas sagen: dreiundzwanzig_Jahre_lang_tolldreiste_Desinformation! Es ist festzustellen, dass der größere Teil der rund 900.000 Opfer der RPF-Eroberung Ruandas Hutu waren. Die verdrehte Darstellung der Geschichte passte auch gut ins westliche Bild “afrikanischer Barbarei”. Tatsächlich war nicht nur Uganda beteiligt, sondern die US-Politik_war_treibende_Kraft der ganzen Sache.

Es geht um den Kongo

Letztlich geht es um die DR Kongo, damals noch Zaire. Unter dem Vorwand, geflüchtete “Hutu-Genocidaire” zu verfolgen, begann zusammen mit Uganda die Invasion des Kongo, die bis zum heutigen Tag andauert. Der Reichtum_des_Kongo an Bodenschätzen lockt. Dabei spielt das Erz Coltan eine besondere Rolle, da seine Bestandteile für Mobiltelefone, Computer und anderes elektronisches Gerät gebraucht wird. So ist Ruanda_mittlerweile_bedeutenster_Coltan-Exporteur, obwohl es selbst praktisch über kein Coltan verfügt, und nun sogar eine Fabrik_zur_Coltan-Verarbeitung errichten lässt. Diesem beutelüsternen Treiben Ruandas (und Ugandas) weitgehend in westlichem Auftrag sind schon bis Anfang 2005 laut “Spiegel” 3,8 Millionen Menschen im Kongo zum Opfer gefallen. Die Zahl mag sich inzwischen mehr als verdoppelt haben.

Das westliche Bild von Kagame bröckelt

Kagames Taten, sowohl im Kongo als auch im eigenen Land, aber wohl auch in Drittländern sind kaum noch zu übersehen, auch, wenn allerdings in den westlichen Medien das Grund-Narrativ weiter hochgehalten wird. So schreibt selbst die Deutsche Welle, ansonsten ja am Mainstream-Narrativ zu Ruanda orientiert:

Ruandas geschasster Ex-Geheimdienstchef Patrick Karegeya, den Kagame des Verrats beschuldigte, wurde am Neujahrsabend 2014 erwürgt in einem südafrikanischen Hotel aufgefunden. Die Hintergründe der Tat sind zwar bis heute ungeklärt. Doch kurz nach Bekanntwerden des Mordes sprach Kagame eine öffentliche Drohung aus, die für viele eindeutiger ist als jeder Beweis: „Man kann Ruanda nicht betrügen und denken, dass man davon kommt“, sagte der Präsident, „auch die, die noch am Leben sind, werden sehen: Es ist nur eine Frage der Zeit.“”.

http://www.dw.com/de/paul-kagame-ruandas-gnadenloser-vers%C3%B6hner/a-17543656

Ja, und man staune, im Januar 2016 kritisierten_die_USA_die_Kandidatur_Kagames für eine dritte Amtszeit. Auch Abgeordnete des EU-Parlaments haben den ungebremsten Zorn des ruandischen Staatschefs erregt, es folgte ein „Einreiseverbot_gegen_die_Herrschaft_des_Westens“. Ja, es scheint so, als sei Kagame zutiefst enttäuscht, dass diejenigen (nämlich insbesondere die US-Machtelite), die ihn zu seinen Taten und dem Plündern des Kongo zu ihren Gunsten ispiriert haben, abrücken. Da fällt dann schon mal die Maske und so klagt Kagame in einer Rede, dass diejenigen, mit denen man in Korruption (gemeint sind wohl besonders die Schandtaten im Kongo) vereint war, sich zu Anklägern aufschwingen (bei Min. 6:26):

https://www.youtube.com/watch?v=yoxLZrodVfY

Auch Burundi gefährdet

Bis in die jüngste Zeit streckt Kagame auch die Finger zum Nachbarland Burundi aus. Kagames Regierung schreckt jedenfalls nicht vor Zwangsrekrutierungen von Exil-Burundiern in bewaffnete Gruppen zur Destabilisierung Burundis zurück (https://soundcloud.com/ann-garrison/flashpoints-rwanda-conscripts), wie auch der Putschversuch im Mai 2015 in Burundi fraglos auf Ruanda zurückging. Kagame hat mit diktatorischem Druck die verfassungsmäßigen Begrenzungen seiner eigenen Präsidentschaft ausgehebelt, nutzt aber die tatsächlich falschen Anschuldigungen des Verfassungsbruches gegen den burundischen Präsidenten zur Erhöhung der Spannungen. Wäre es nicht so gefährlich, wäre es eine Farce zu nennen. Gedacht war dies wohl, um das Nachbarland zur Verbreiterung von Ruandas Machtbasis unter seine Kontrolle zu bringen. Die derzeitegen Auseinandersetzungen innerhalb der US-Machtelite mögen Burundi zur Zeit vor solchen Entwicklungen bewahren.

Die deutschen Organisatoren der G20 Afrikakonferenz ficht es nicht an

Selbst die milde, aber wachsende Kritik aus dem Westen (selbst den USA) hat die Bundesregierung bei der Organisation der Konferenz nicht angefochten, sie haben Kagame trotz alledem eine bedeutende Bühne geboten. Möglicherweise kommt zusätzlich ins Spiel, dass Kagames Regime enge_Bande_zu_Israel entwickelt hat.

Eines scheint klar: „Gehilfen“ des Imperiums, wie seinerzeit Mobutu, sind keineswegs sicher davor, irgendwann ersetzt zu werden. Dies passiert besonders dann, wenn sie glauben, sich ein Stück vom „Herren“ entfernen zu können. Sollte der Moment kommen, wo die US-Machtelite den „Stellvertreter-Kolonialisten“ Paul Kagame fallen lässt bzw. ihn stürzen lässt, wird das mit „der Liebe zur Demokratie“ auf den Lippen der US-Politiker geschehen.

Was kann Afrika noch vom Westen, speziell den USA erwarten?

Mittlerweile scheint die Neocon-Fraktion der US-Machtelite die Fäden wieder recht fest in der Hand zu haben. Auch Trump ist wohl inzwischen „auf_Linie_gebracht“. Tatsächlich war Clinton die „Wahl“ der Neocons, es ging da wohl was schief. Nicht unerwähnt sollte dabei bleiben, dass Clinton die Speerspitze der Neocons (US Neokonservatismus) in der Demokratischen Partei ist. Clinton hat die Neocon Victoria Nuland („fuck the EU“) in die Obama-Administration gebracht. Nuland ist die Frau von Robert Kagan (der inzwischen öffentlich für Clinton wirbt). Kagan ist Mitbegründer des „Project for the New American Century“.

Sinistre Worte aus dem „Project for the New American Century“

Um die „Visionen“ dieser Neocons vom „Project“ zu begreifen, sollte man deren Papier „Rebuilding America´s Defenses“ vom September 2000 sehr genau studieren (Autor u. a. Paul Wolfowitz). Dort findet sich auf S. 60 eine besonders bedrohliche Passage zu möglichen Konzepten der US-Politik in Afrika (und Asien):

And advanced forms of biological warfare that can “target” specific genotypes may transform biological warfare from the realm of terror to a politically useful tool.“

https://de.scribd.com/doc/9651/Rebuilding-Americas-Defenses-PNAC

Übersetzt heißt das: „Und fortgeschrittene Formen der biologischen Kriegsführung, die auf bestimmte Gentypen „zielen“ können, könnten die biologische Kriegsführung aus dem Reich des Terrors zu einem nützlichen politischen Instrument wandeln.

Hier geht es sicher nicht um den Genotypus des weißen Angelsachsen, sondern Afrika und Asien sind im Visier! Dabei kann die spezifische „Angriffsfähigkeit“ natürlich auch durch eine „Anwendungs-Region“ ersetzt werden. Es handelt sich jedenfalls um die direkte Fortsetzung der Träume von der „schwarzen Bombe“ im „Project_Coast“ (geleitet von „Dr_Death“) des damaligen Apartheid-Regimes, um „biologischen Rassenkrieg“!

Wie lange soll die Zerstörung Afrikas weitergehen?

Viele europäische Regierungen spielen bei der Zerstörung Afrikas und der übrigen Umgebebung Europas immer wieder mit, ganz so, als könnte dieses Zerstörungswerk nicht auch zur „Sprengung_Europas“ führen! Solange die Destabilisierungs-Strategie gegen und Ausplünderung von Afrika weitergeht, werden auch die Flüchtlingströme nicht abreißen.

Afrika hat jedenfalls noch einen langen Kampf um seine wirkliche Befeiung vor sich! Europa und Deutschland spielen dabei bisher eine sehr unrühmliche, um nicht zu sagen verbrecherische Rolle.

Der Kolonialismus beendet? Nein, er ist stärker denn je. Und im Kern der Katastrophe? Der globalisierte Kapitalismus!

Andreas Schlüter

 

Kommentare
  1. […] zu wenig. Keine Frage, der_Kolonialismus_lebt_und_tobt_weiter! Auch Veranstaltungen wie die “G20_Afrika-Konferenz” können nicht darüber hinwegtäuschen. Der Westen gibt sich gerne als “Feuerwehr” aus und […]

  2. […] Selbstverständlich ist Kritik an der Gigantomanie der Veranstaltung durchaus berechtigt, wie auch Sahra_Wagenknecht richtig feststellt. Auch die kritische Betrachtung des G20 Gipfels durch die Linksfraktion hat Substanz. Ebenso sind “Randveranstaltungen” wie der Afrika-Konferenz Mitte Juni in Berlin zu kritisieren: “Minister Müller, die G20 Afrika-Konferenz und Paul Kagame: brennende Fragen”: https://wipokuli.wordpress.com/2017/06/20/minister-mueller-die-g20-afrika-konferenz-und-paul-kagame-… […]

  3. […] Minister Müller, die “G20 Afrika-Konferenz” und Paul Kagame: brennende Fragen […]

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