Vorbemerkung

Wenn man fast ein halbes Jahrhundert lang gegen Rassismus kämpft und sich mit den verdrehten pseudowissenschaftlichen Argumenten der bösartigen Gegner auseinandersetzen muss, wird man recht tief in die Fragen der Genetik und Humanevolution eindringen.  Wenn man sich außerdem mit den philosophischen Fragen des eigenen „Woher“ konfrontiert, wird dies umso intensiver geschehen. Daher hier einige Gedanken zu diesen Themen.

wanderungen

Wanderungen des Homo Sapiens: aus Wikipedia

Große Fortschritte

In den letzten Jahren hat die Evolutionsbiologie zu Fragen der Humanevolution ganz ungeheure Fortschritte gemacht. Dies sowohl durch weitere Funde wie durch weiterentwickelte naturwissenschaftliche Methoden (hier sei insbesondere die Verfeinerung der DNA-Gewinnung aus Fossilien sowie der DNA-Sequenzierung erwähnt). Als spektakuläre Etappen seien genannt „Homo Floresensis“, „Australopithecus Sediba“ und die Fortschritte in der Sequenzierung chromosomaler DNA des Neandertalers. Dabei sind aber auch Fragen wichtig, deren mögliche Antworten bisher nur über komplexe Konstruktionen und Hypothesen zu formulieren sind.

Der Schritt von den 48 Chromosomen der Großaffen zu den 46 Chromosomen beim Menschen

Aller Fortschritt bei der Gen-Sequenzierung fossiler Menschen- und Frühmenschenfunde lässt bisher kaum Schlüsse auf die Zahl der Chromosomenpaare bei frühen Hominiden und beim frühen Homo zu. Chromosomen-Mutationen haben aber ganz erhebliche Auswirkungen und dieser Schritt kann in seiner Bedeutung für die Humanentwicklung kaum überschätzt werden. Dabei spielen grundsätzliche Erwägungen für den Mechanismus von Mutationen in der Chromosomenzahl eine wesentliche Rolle.

Grundsätzliche Fragen der „Artbildung“

Jede Mutation in den Chromosomenzahlen (und diese Mutation ist ja immer individuell) steht vor einem speziellen Problem, nämlich dem Problem der Fortpflanzung. Zwar ist die Fortpflanzung zwischen Individuen mit unterschiedlichen Chromosomenzahlen in manchen Fällen möglich, die „Hybride“ sind aber in aller Regel steril. Damit wird die Mutation tendenziell zu einem „toten Ast“.
Das Problem stellt sich anders dar, wenn es in hoher Zahl zu dieser Mutation kommt und die Wahrscheinlichkeit groß wird, dass zwei Mutanten sich treffen. Unter welchen Umständen kann dieses „Mirakel“ geschehen?
Dieses könnte gefördert werden, wenn durch geografische Veränderungen (Wegfall von Barrieren) und Wanderungen zwei Unterarten (oder mehrere) aufeinandertreffen, deren genetische Differenz die Wahrscheinlichkeit dieser Chromosomen-Mutation bei den Hybriden enorm erhöht. Wenn diese Kreuzungen relativ häufig vorkommen sowie auch lebensfähig sind, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass die Mutanten unter den Hybriden (mit der Chromosomenmutation) aufeinandertreffen und sich fortpflanzen, relativ hoch. Dann würde sich aus diesen mutierten Hybriden eine stabile Population mit veränderter Chromosomenzahl bilden, wenn sie auch andere Überlebensvorteile haben. Diese Situation müsste ganz grundsätzlich am Beginn einer Veränderung der Chromosomenzahl stehen, so selbstverständlich auch in der Evolution des Menschen.
Dem sehr sinnfälligen Paradigma des Baumes in der Evolutionslehre fügt sich hier vor der Ausbildung einer Verästelung das Paradigma des Wurzelwerks hinzu. Dieses Paradigma – des Wurzelwerks – spielt in der frühen zellulären Entwicklung eine noch dramatischere Rolle (Einschluss fremder zellulärer Elemente, Mitochondrien u. a.). Überhaupt sollte diesem zusätzlichen Paradigma bei evolutionären Schüben ein erhebliches Augenmerk gelten. Ebenso bedeutsam kann ggf. auch der Transport von genetischem Material durch eingebaute virentransportierte DNA sein.
Hier vermisst man in den Veröffentlichungen für den Kreis wissenschaftlich interessierter Laien die Darstellung der Bedeutung dieser Fragen.
In der Tat wird im Wissenschaftskreis natürlich die Frage nach der Rolle der Hybridsierung in der Artentwicklung gestellt. Insbesondere ist hier Prof. Michael L. Arnold zu nennen. Die gründlichste Darstellung der Problematik scheint mir bei Algis Kuliukas (fraglos mit seiner Vorliebe für die „River Ape Theory“ zu den „Exoten“ der Branche gehörend) zu finden ( http://www.riverapes.com/Me/Work/HumanHybridizationTheorie.htm ). Die Darstellung der Problematik in „Discuss the potential Significance of Differences in hominid Chromosome Numbers in Human Evolution“ von 2001 durch ihn ist aber brillant, wenn er auch m. E. mit der Tendenz, den Sprung in der Chromosomenzahl (Chromosomen-Fusion) eher zum Zeitpunkt des Auftauchens von Homo Sapiens zu legen, falsch liegen dürfte.

Wann kam es in der Humanevolution zum „nicht so kleinen Unterschied“?

Gedanklich bietet sich in der Humanevolution die Vielfalt der Australopithecinen als Grundlage dieser Möglichkeit der Chromosomen-Mutation durch zahlreiche Unterarten-Kreuzungen an. Das Ergebnis könnte dann die sehr variantenreiche Entwicklung Homo Ergaster (und vielleicht von Homo Habilis) gewesen sein. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass dieser evolutionäre Schritt auch schon vor den Australopithecinen geschehen ist und dadurch die große Variationsbreite derselben ermöglicht hat. Dennoch ist der Schub im Gehirnwachstum nach diesen frühen Hominiden-Arten in besonderem Verdacht, Folge dieser Chromosomenmutation zu sein. Allerdings gibt es eine andere „verdächtige“ Phase eben vor dem Erscheinen der Australopithecinen.
U. a. David Reich und Eric Lander postulieren (recht „kühn“) die Wahrscheinlichkeit eines längeren Genaustausches zwischen Schimpansen und der später zum Menschen führenden Entwicklungslinie, die sie ganz besonders an dem relativ „jungen“ Trennungsalter des X-Chromosoms festmachen:

(http://www.nature.com/nature/journal/v441/n7097/abs/nature04789.html).

Hätte die Mutation der Chromosomenverschmelzung dort schon stattgefunden, könnte sie u. U. den Entwicklungsschub zu stabilem zweibeinigen Gehen der Australopithecinen beeinflusst haben.
Ein möglicher Schritt in der Forschung könnte hier die Untersuchung der Kreuzung zweier vor ca. einer Million Jahren getrennten Unterarten, Schimpansen und Bonobos, sein, was man natürlich aus anderen sicher triftigen Gründen in Primatenzentren bisher vermeidet. Hier könnten sich u. U. Anhaltspunkte zu möglichen Tendenzen der Chromosomenmutationen schon bei Großaffenhybridisierung wie auch viele weitere wichtige Erkenntnisse ergeben.
Diese Etappe der Evolution (bei Australopithecinen oder davor) ist auch trotz allen Territorialverhaltens der Primaten diejenige, die beim Paarungsverhalten „sozio-kulturelle“ Gräben sehr unterschiedlicher Unterarten noch weniger bedeutungsvoll erscheinen lässt.
Yuxin Fan, Elena Linaropoulou, Cynthia Friedman, Eleanor Williams und Barbara Trask geben in einem Artikel ein weites Zeitfenster an, in dem irgendwann die Fusion stattgefunden haben könnte, nämlich den Zeitraum von vor 6 Millionen Jahren bis vor einer Million Jahren ( http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC187548/ ).
Eine aus der Vermischung verschiedener Australopithecinen entstandene Art Homo (mit der „neuen“ Chromosomen-Formation) könnte dann auch eine große genetische Vielfalt aufgewiesen haben, die das Auftauchen atavistischer Merkmale wie das Auftauchen von zwei Wurzeln der Prämolaren bei indonesischen Erectus-Formen erklären könnte (Prof. Schrenk im Portrait „Die Evolution des Menschen“ von Bernhard Epping, Spektrum 9/2010). Ebenso könnte aber auch die Vielfalt der Australopithecinen dem breiten Hybridisierungs-Feld vor ihrem Entstehen geschuldet sein und vielleicht auch an solch breitem genetischen Spektrum späterer Formen von Homo beteiligt gewesen sein.

Zur möglichen Vermischung zwischen Homo Sapiens und anderen Menschenformen

Sehr zu recht scheint die Multiregionale Theorie der Entwicklung zum Homo Sapiens in die Rumpelkammer der Evolutionslehre gestellt worden zu sein (dazu noch mehr unten). Dem gegenüber stand bei den Verfechtern der grundsätzlich so soliden „Out-of-Africa“-Theorie des Modernen Menschen lange häufig eine kategorische Ablehnung jeder Beimischung von Neandertaler-Erbgut oder dem von späten Erectus-Formen gegenüber, die weitgehend auf die Ergebnisse zu mitochondrialer DNA gestützt wurde, beziehungsweise sich auf Erkenntnisse zum Y-Chromosom bezog.
Ob es sich bei der Vehemenz dieser Position in der Motivlage nur um ehrliche wissenschaftliche Überzeugung, angestrebte „Political Correctness“ oder einer gedanklichen „Apartheit“ handelte, mag sich individuell sehr unterscheiden.
Die neuesten Erkenntnisse bei der technisch so herausragenden Sequenzierung chromosomaler Neandertaler-DNA durch das Team um Svante Pääbo sind zwar wegen der bisherigen Unvollständigkeit sowie diverser Unsicherheitsfaktoren mit der wissenschaftlich gebotenen Zurückhaltung zu bewerten, aber sie lassen in der Interpretation sehr wohl die Möglichkeit einer geringen Vermischung zu. Was für diese Fragen weitgehend zu fehlen scheint, sind begleitende soziologische und soziobiologische Hypothesen.
Jedem, der sich ernsthaft mit der menschlichen Vorgeschichte befasst, ist natürlich klar, dass es in der entsprechenden Phase der menschlichen Entwicklung mit der Wahl von Sexualpartnern nicht so zuging wie in unseren modernen Industriegesellschaften mit ihrem hohen Grad an individueller Freiheit und „Selbstverwirklichung“, ohne Frage auch nicht so, wie in relativ repressionsfreien egalitären Gesellschaften, wie z. B. der San (mit hoher sozio-kultureller Entwicklung), sondern dass die Gemeinschaft einen wesentlichen Einfluss übte, andererseits Zufall und Gewalt eine nicht unbedeutende Rolle spielten.

Gen-Fluss, kulturelle Gruppenidentität und das alte Phänomen der Vergewaltigung

Wenn es um das insbesondere in Rede stehende Verhältnis des modernen von Afrika eingewanderten Menschen und dem Neandertaler geht, ist die sich aus diversen altsteinzeitlichen Funden („Venus von Willendorf“ und ältere „Venus-Figurinen“) ergebende Deutung einer recht Frauen- bzw. Mütter-zentrierten Struktur der Gruppen des altsteinzeitlichen Homo Sapiens naheliegend, während die explizit Großwild-jagenden Neandertaler fraglos mehr auf Kraft und männliche Dominanz ausgerichtet waren.
Ohne Austausch von materiellen Kulturgegenständen und Anregungen zwischen den Gruppen komplett auszuschließen (einige Funde legen solche Möglichkeit immerhin nahe) und auch ohne die durch Zungenbein-Funde eher naheliegende Sprachfähigkeit der Neandertaler in Frage zu stellen, kann man bezüglich des Verhältnisses Homo Sapiens – Homo Neanderthalensis nach Erkenntnislage fraglos nicht von einer Mischung von Gruppen an sich ausgehen. Was zu erwarten ist, ist z. B. eine Vergewaltigung von Frauen der jeweils anderen Gruppe bei sich bietender Gelegenheit.
Hier sei die Vermutung geäußert, dass die vermutete komplexere Frau-Mann-Rollenverteilung beim Homo Sapiens gegenüber den – mit Grund vermuteten – starken männlichen Dominanz in den Neandertaler-Gruppen unabhängig von jeder genetischen Überlegenheit der Intelligenz seitens Homo Sapiens in der Gruppen-Kommunikation die Differenzierung von Sprache und Kommunikationstechniken erheblich gefördert haben könnte. Diese „kulturellen“ Unterschiede mögen in der Konkurrenz den letztlichen Ausschlag geliefert haben.
Damit ist klar, mitochondriale DNA (nur über die weibliche Linie vererbt)  ist von Neandertaler-Seite her nicht in die Gruppen des Homo Sapiens gelangt und ihr Fehlen kann auch somit nicht als Indiz für genetische Nichtvermischung herangezogen werden. Ausgeschlossen werden kann natürlich nicht, dass Frauen des Homo Sapiens geraubt und in Neandertaler-Gruppen verschleppt wurden. Solange es keine Verschmelzung beider Gruppen gab (wofür nichts spricht), spielt dieses für den weiteren Fortgang und die Frage der Mitochondrien-DNA keine Rolle, da die Neandertaler-Gruppen selbst verschwunden sind.
Es könnte also angenommen werden, dass in den Homo-Sapiens-Gruppen Kinder von Neandertaler-Vätern zu finden waren. Wie kommt es dann, dass sich im Y-Chromosom des modernen Menschen keine Spuren davon finden? Dieses wäre mit der geringen Zahl der Fälle u. U. erklärbar, es könnte aber einen weiteren „Filter“ gegeben haben.
Durch einen doch deutlichen Geschlechter-Dimorphismus könnten Söhne aus dieser Verbindung sehr viel mehr von der relativen „Grobschlächtigkeit“ des Neandertaler-Erbes gezeigt haben. Wenn nun die Rolle der Männer in den sozialen Homo-Sapiens-Verbänden eher eine „geduldete“ gewesen sein sollte, dann ist ihr Ausschluss vorstellbar und nur die weiblichen Nachkommen wären integriert worden. Damit wäre von diesen Vermischungen nichts an geschlechtsspezifischem Genmaterial überliefert worden und dieses Fehlen hätte gleichzeitig keine Aussagekraft hinsichtlich der grundsätzlichen Frage der Vermischung.

Vermischung und Klimaanpassung

Obwohl nun der Grad der Vermischung aus den vorgenannten Erwägungen sicher gering gewesen sein wird, muss sie keineswegs bedeutungslos gewesen sein. Dieses umso weniger, als in jener Phase der Entwicklung das Ausgeliefertsein an die Umweltbedingungen umso gewichtiger war. Hierbei spielen insbesondere die Vitamin D-arme Nahrung in Verbindung mit sonnenärmerer Umgebung der nördlichen Region als auch die Kälte eine Rolle.
Fraglos wird sich in Neandertaler-Populationen wegen der Entstehung derselben in nördlichen Regionen die Depigmentierung sehr viel weiter entwickelt haben. Auch der teils höhere und stärkere Nasenansatz beim selben steht wohl im Zusammenhang zum Klima. Ebenfalls wird sich das Verschwinden der feinen Körperbehaarung nicht so weit entwickelt haben wie in Afrika. Auch die sehr weitgehende Grazilierung des Körperbaus in Afrika mit den besonders langen Beinen und dem relativ kurzen Rumpf als Anpassung auf heißes Klima ist beim Neandertaler nicht so weit fortgeschritten. Es ist nun auffällig, dass gerade die „Europiden“ sich durch eine Reihe von anthropologischen „Primitivmerkmalen“ auszeichnen, die durchaus klimabezogen erscheinen.
Es ist also durchaus vorstellbar, dass die ursprünglich – wenn wir solche annehmen – geringe Beimischung von Neandertaler-Erbgut (ggf. auch anderer Menschenformen im zentralasiatischen Raum) sich unter den damaligen Bedingungen eingeschränkter Schutzmöglichkeiten als klimagünstig erwiesen hat und sich auf die – für uns heutzutage glücklicherweise unbedeutenden – Details der äußeren Erscheinung ausgewirkt haben.

Hierzu Neuestes aus Science Daily: http://www.sciencedaily.com/releases/2011/07/110718085329.htm

und aus dem Standard: http://derstandard.at/1293371004565/Revolution-in-der-Humanevolution

Homo Sapiens soziokulturell und sprachlich  Afrikaner

Wir könnten es also mit einer „zweigleisigen“ Entwicklung zu tun haben: Eine durch die Vorgeschichte und die völlig unterschiedlichen Strukturen der Gemeinschaften bis auf eventuelle wechselseitige Nachahmungen praktisch komplett getrennte soziokulturelle Entwicklung, was auch die Sprache der neuen Einwanderer in die Kältezonen in ihrem „modernen“ (also mit der Entfaltung des Homo Sapiens verküpften)  afrikanischen Charakter erhält. Und auf der anderen Seite – durch die beschriebenen Mechanismen – eine gewisse genetische Beimischung von archaischeren Menschentypen bei den Auswanderern. Einsichtig scheint auf jeden Fall, dass bestimmte Entwicklungen der Menschheit und ihrer Wanderungen zum Verständnis die Hypothesen-Bildung im Felde zwischen Soziologie und Soziobiologie brauchen, quasi im Sinne einer „Paläo-Soziologie“. So sollen diese Zeilen auch den Blick auf die in diesem Felde möglichen – wie vielleicht nötigen – Gedankengänge lenken.

Wissenschaft und Darstellung weiter rassistisch kontaminiert

Allzu lange war die Anthropologie offen „Hilfswissenschaft“ des eurozentrischen Kolonialismus und seiner rassistischen „Legitimation“. Ihre nennenswerten Repräsentanten (daneben gibt es offen rassistische „Rechercheure, die aber im offiziellen Wissenschaftsbetrieb kaum eine Rolle spielen) versuchen heute intensiv, diese befleckte Geschichte ihrer Wissenschaft vergessen zu machen. Verdeckt ist aber rassistische Borniertheit weiter vorhanden, wie wir noch sehen werden.

Dass bei der „Multiregionalen Theorie“ –  der Theorie, dass der moderne Mensch auf mehren Kontinenten zwar nicht völlig isoliert, aber „parallel“ entstanden sei –  die gedankliche Tendenz, verschiedene „Menschenrassen“ möglichst weit auseinanderzurücken, eine Rolle gespielt haben wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber auch heute ist zumindest die Popularisierung von humanevolutionären Erkenntnissen keineswegs frei von rassistischen Verirrungen und Verzerrungen. Hier sei als Beispiel das Titelblatt von GEO-Wissen (September 1998, ) genannt, auf dem sich eine Bahn vom Schimpansen-artig dargestellten Australopithecus über einen mit – aus den Knochen durch nichts begründeten – Feinmerkmalen schwarzer Menschen (die ihn als Karikatur eines „Schwarzen“ erscheinen lässt) bis zum als „weiß“ perzipierten Neandertaler (mit dem man andrerseits nicht zu tun haben will) rankt. Eine Darstellung, die selbst dem Nazi-Blatt „Stürmer“ zweifelhafte Ehre gemacht hätte (http://www.amazon.de/Geo-Wissen-Die-Evolution-Menschen/dp/3570191761 ). Diese üble Sache beruht aber nun nicht nur auf der perfiden Anordnung für das Titelblatt, sondern begründet sich schon in den unterschwelligen Abgründen im Kopf des „Rekonstrukteurs“ unserer frühen Vorfahren. Bemerkenswert ist, dass man bei diesem üblen Titelblatt auf den modernen Homo Sapiens verzichtet hat, so kann man immer sagen: über heutige Menschen sagt man ja nichts aus. Aber das Gift ist versprüht!

ein skandalös rassistisches Machwerk!

ein skandalös rassistisches Machwerk!

Auf der anderen Seite steht nun die langjährige Ablehnung der möglichen Beimischung von Neandertalern zu den nach Europa eingewanderten Menschen in der fraglos „weiß dominierten“ Wissenschaft. Es bedeutet natürlich angesichts der langen Geschichte des Eurozentrismus´ und rassistischer Borniertheit die Möglichkeit, dass gerade die Europiden eine „Portion“ eines archaischeren Menschentypus´ in tragen könnten, eine besondere Pikanterie. Vielleicht mit ein Grund für die mittlerweile langjährige Zurückweisung dieser Möglichkeit.

Nach neuen Erkenntnissen sind es übrigens die ursprünglichen Einwohner der Andamanen-Inseln (die politisch zu Indien gehören), die praktisch als Einzige unter den aus Afrika ausgewanderten Menschen keine Beimischungen archaischer Menschentypen aufweisen!

Andamaner

Andamaner

Ein weiterer Verdacht drängt sich auf: hat die vehemente Ablehnung des an sich neutralen Begriffs der „Rasse“ in der Anthropologie vielleicht viel mehr mit eigener „Reinwaschung“ der eurozentrisch dominierten Anthropologie vom Rassismus  als mit wirklicher Säuberung der Gedankenwelt zu tun? Ist vielleicht das unterschwellige Motiv eher der Versuch, die unseelige Existenz des weißen Rassismus gleich mit zu überdecken und so aus dem Fokus der Auseinandersetzung zu nehmen? Eine Reihe Afrikanischer Freunde von mir neigen diesem meinem Verdacht zu. Das von mir gezeigte Beispiel des GEO-Heftes zeigt die wahre Gesinnung von manchen „Rekonstrukteuren“ der menschlichen Vergangenheit!

Andreas Schlüter

Kommentare
  1. […] Dass der moderne Mensch grundsätzlich aus Afrika stammt, ist nun in der Wissenschaft nicht mehr umstritten, aber reicht noch nicht, um den geistigen Unfug zu vertreiben. Zu diesem Thema habe ich am Beginn meines Blogs etwas eingestellt: https://wipokuli.wordpress.com/2010/12/24/offene-grose-fragen-der-humanevolution/ . […]

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